Anlässlich des 75. Jahrestages der Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte veranstaltete der Bezirk München und & Oberbayern von Amnesty International am 21. Oktober 2023 eine Demonstration durch die Münchner Innenstadt.
Ein Zeichen für die Menschenrechte zu setzen, ist nötiger denn je.
MÜNCHNER FREIHEIT: Angelika Kasper empfing mich mit Sorge. „Wir brauchen 30 Leute für die Schilder. Hoffentlich müssen wir nicht absagen.“ Trotz nachdrücklicher Einladungs-Emails kamen nämlich nur 21 Personen, aber mangelnde Resonanz halten erfahrene Amnesty Mitglieder nicht von Taten ab. Einige bewaffneten sich mit zwei Schildern, und wir zogen mit Polizeischutz los. Durch geschickte Abstandshaltung haben wir den Zug auf mindestens 3×21 Meter verlängert.
DER WEG: Polizeischutz wäre nicht nötig gewesen. Die Autofahrer fuhren diszipliniert an uns vorbei, es gab keine Wutbürger, die lautstark hupten oder uns von der Straße zerrten. Die Passanten schauten uns von neutral bis wohlwollend an. Nähe Siegestor hob ein Frühtrinker seine Flasche und prostete uns ein „Auf die Freiheit“ zu, bei der Residenz fing ein Mann zu klatschen an, folgte leider aber nicht meiner Aufforderung mitzumarschieren.
MARIENPLATZ: Unter dem Klang der Glocken der Frauenkirche zogen wir auf dem Marienplatz ein. Der Höhepunkt unserer Demonstration – ein Massenpublikum, neugierige Blicke, klickende Handys, ein begeistertes Raunen durch die Reihen. Leider galt der Andrang aber nicht unserer Demo, sondern dem Glockenspiel am Rathaus, und geraunt wurde nicht wegen unserer Schilder mit den Artikeln der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, sondern weil der bayrische Ritter den Österreicher aus dem Sattel lanzierte.
AM RINDERMARKT. Unsere Organisatorinnen verabschiedeten sich freundschaftlich von der Polizei, die offensichtlich dankbar war, dass sie unsere Demo, und nicht einen pro-palästinensischen Autokorso überwachen mussten – und die uns nicht nachtrugen, dass wir bei der diesjährigen Bayernaktion gegen Justizwillkür und Polizeiübergriffe Stellung bezogen hatten.
PERSÖNLICHES FAZIT: Ich habe ein gutes Gespräch mit meiner „Nebenfrau“ geführt, es genossen, dass ich in der Spitzengruppe mithalten konnte und von den (jüngeren) Mitgliedern am Ende des Zuges zu hören, dass wir langsamer gehen sollten. Mein Dank geht an die Organisatorinnen – insbesondere an Angelika Kasper, verbunden mit der Bitte, sich nicht entmutigen zu lassen. Ich jedenfalls habe es nicht bereut, mitmarschiert zu sein.
Fritz Weigl – Gruppe Miesbach